1. Yama — Über den Umgang mit anderen Menschen und der Welt

Der Achtgliedrige Pfad des Yoga

1. Yama — Über den Umgang mit anderen Menschen und der Welt

1.1 Ahimsa — Gewaltlosigkeit

Wer gewaltlos denkt, spricht und handelt, schafft ein friedliches Umfeld.

Das heißt: Durch die eigene Lebensweise sollen andere Menschen, Tiere, Natur und Umwelt nicht geschädigt oder verletzt werden. Freundlichkeit, Mitgefühl, Hilfsbereitschaft, Toleranz und Gelassenheit, basiert auf bedingungsloser Liebe.
Dabei geht es auch darum, keine negativen Gefühle zu unterdrücken, was ist, das ist. Diese Gefühle sollte man einfach beobachten, ohne zu werten. Gewalt ist immer ein Ausdruck von Angst. Nur wer keine Angst hat, kann wirklich Gewaltlos sein. Indem man Zugang zum inneren göttlichen Funken findet, vertreibt man die Angst.

Schwierige Menschen, sind oft ein wesentlicher Schlüssel für die eigene Entwicklung. „Die Menschen, die man nur sehr schwer lieben kann, sind gewöhnlich die, die es am meisten brauchen“

Übungspraxis:

  • Achte genau auf dich selber, wenn du auf Menschen triffst die sich nicht so verhalten wie du dir das vorstellst.
    Frage dich: Wie reagiere ich? Wann sage ich Dinge, die ich gar nicht sagen will? Wann werde ich verletzend?
  • Tratsche nicht über andere Menschen oder rede schlecht über sie.
  • Wenn du dich bei negativen Gedanken oder Fantasien erwischt, halte immer kurz inne und beobachte, was das mit dem Hier und Jetzt zu tun hat. Nimm alles achtsam wahr ohne es zu kommentieren oder dich zu verurteilen oder zu rechtfertigen.
  • Versuche bewusst auf eine Fleischmahlzeit zu verzichten.
  • Gönne dir selbst eine Pause wenn es dir danach verlangt.
  • Zwinge dich nicht zu etwas, was du nicht tun möchtest.
  • Ergreife jede Gelegenheit, dich und andere nicht zu verletzten.
  • Versuche in Stresssituationen nicht sofort zu reagieren, sondern einen Schritt zurück zu treten und erst dann zu entscheiden. Sei ehrlich zu dir selbst.

1.2 Satya – Wahrhaftigkeit

Wer wahrhaftig, authentisch und ehrlich ist, trifft die richtigen Entscheidungen und erzielt die erwünschten Ergebnisse. Ehrlichkeit zu sich und anderen.

Ahimsa geht vor Satya – das heißt, keine brutale Ehrlichkeit. Wenn die Wahrheit nur verletzend, entmutigend oder schädigend wäre, ist es besser zu Schweigen oder es darf sogar gelogen werden. Lügen aus anderen Beweggründen, wie Angst vor Konflikten, Vermeidung von Ärger, dem Wunsch gut da zu stehen … das ist nicht Satya. Dabei verkaufen wir unsere innere Wahrheit und verlieren unsere Authentizität. Jeder ist der Schöpfer seiner eigenen Welt.
Solange die Gedanken, Gefühle, Worte und Taten nicht übereinstimmen, kann man allerdings nur wenig bewirken. Wer unbewusst und unklar ist, dessen Realität schaut ebenso aus. Gedanken, Gefühle, Bedürfnisse, Wünsche, Absichten und Sehnsüchte sollen ehrlich wahrgenommen, zugelassen und anerkannt werden. Die eigenen Schattenseiten sollte man nicht vor sich und anderen verbergen. Ebenso sollte sinnloses Geschwätz vermieden werden. Es wird überlegt was man sagt, wie man es sagt und auch bewusst geschwiegen.

„Alles was du sagst, sollte wahr sein. Aber nicht alles, was wahr ist, solltest du auch sagen.“ Voltaire

Die Wahrheit ist vielleicht nicht immer angenehm und nicht immer leicht zu ertragen, aber meist hilfreich.

Übungspraxis – Selbstbeobachtung:

  • Wann sage oder handele ich anders als ich denke und fühle?
  • Unter welchen Umständen biege ich mir die Wahrheit zurecht oder verhalte ich mich entgegen meiner Überzeugungen und Bedürfnisse.
  • Bei welchen Menschen und Themen fällt es mir schwer authentisch zu sein?
  • Was will ich mir selbst nicht eingestehen und wo ist mir die Wahrheit unangenehm?
  • Was könnte geschehen wenn ich in dieser Situation ehrlich bin und meiner Wahrheit folge? Welche Geschichte denkt sich mein Kopf dazu aus? Wie wahrscheinlich ist es, dass ein schlimmes Szenario eintritt? Kann ich mir vorstellen auch mit dem schlimmsten Fall umgehen zu können? Zahlt es sich in dieser Situation wirklich aus, unehrlich zu sein? Warum könnte es sich auszahlen ehrlich zu seine und der eigenen Wahrheit zu folgen?

Ehrlichkeit-Übungen:

  • So oft wie möglich echt sein und sich selbst zu zeigen.
  • Klar kommunizieren. Nicht doppeldeutig oder missverständlich. Worte wählen die mit den eigenen Gedanken und Gefühlen übereinstimmen.
  • Wünsche und Bedürfnisse ehrlich ausdrücken.
  • Dem Gegenüber das Recht auf seine Wahrheit zugestehen. In Gesprächen ehrlich austauschen um eine andere Sichtweise zu erfahren.
  • Tun was man sagt. Keine falschen Versprechen machen.

1.3 Asteya – nicht stehlen

Wer im Nicht-Stehlen fest verankert ist, dem werden große Reichtümer zuteil. Schaden wir jemand anderem, so schaden wir uns selbst. Wer teilt wird reich. Liebevoll und wertschätzend mit anderen Menschen umzugehen, andern zu helfen und mit andern zu teilen, mach glücklicher und zufriedener als alles andere. Das Leben versorgt uns mit allem was wir brauchen und wir erhalten stets was wir uns wünschen, wenn alle bewussten und unbewussten Gedanken des Mangels, der Trennung und der Begrenzung wegfallen.

Respektieren von geistigem Eigentum, Pünktlichkeit ist eine Wertschätzung der Zeit anderer Menschen, niemand ins Wort fallen, Respektvoller Umgang mit der Natur. Neid ist ein Hinweis auf einen Mangel.

Übungspraxis:

  • Warum tue ich das oder will ich das tun?
  • Was erhoffe ich mir davon?
  • Was vermisse ich, welchen Mangel empfinde ich?
  • Welche Gedanken, Glaubenssätze und Überzeugungen sind damit verbunden?
  • Welche Gefühlszustände oder Erfahrungen wünsche ich mir wirklich?

Neidgefühle ergründen:

  • Um was beneide ich den anderen Menschen genau?
  • Auf welche Fähigkeiten und Talente bin ich neidisch?
  • Was denke ich, wie sich dieser Mensch fühlt?
  • Was denke ich, wäre in meinem Leben anders, wenn ich hätte, worauf ich neidisch bin? Was hindert mich daran, das zu tun oder zu haben oder zu sein?
  • Was kann ich tun, um das was mir fehlt, in meinem Leben zu verwirklichen? Kann der Mensch, den ich beneide, mein Vorbild werden? Was kann ich von ihm lernen?

Sich nicht selbst bestehlen:

  • Wann schaue ich mehr auf das was mir fehlt, als auf das was ich habe?
  • Wann schaue ich mehr auf andere Menschen und das was sie sind und tun, als selbst ein erfülltes Leben zu führen?
  • Versuche ich ständig den Erwartungen anderer gerecht zu werden, statt mich um meine eigenen Bedürfnisse zu kümmern?
  • Fühle ich mich anderen gegenüber unterlegen und benachteiligt, statt meinen eigenen Wert zu erkennen und meine Einzigartigkeit, meine Talente und Fähigkeiten zu entfalten?
  • Wann denke ich das schaffe ich nicht oder das kann ich nicht oder ich bin nicht gut genug, statt Schritt für Schritt zu tun was möglich ist.
  • Wann klage ich über die Vergangenheit oder sorge ich mich um die Zukunft, anstatt zu genießen, was jetzt ist und das Beste daraus zu machen?

1.4 Bahmacharya – Im Bewusstsein der All-Seele handeln

Wer im Bewusstsein der göttlichen Gegenwart handelt, gewinnt große Energie.

Sich stets von der inneren Wahrheit, dem Höheren Selbst, leiten lassen. Auf die innere Stimme hören.
Ein Leben mit Maß und Ziel führen. Jede Art von Exzess vermeiden (kein übermäßiger Sex, nicht so viel essen, zu viel arbeiten, zu viel einkaufen, zu viel fernsehen, zu viel Sport, zu viel sinnloses Gerede …). Diese Art zu leben schützt unsere Lebensenergie. Dadurch können wir unsere Kraft für die Dinge nutzen, die uns dauerhaft Freude bringen und so leben wie wir wirklich wollen, das zu verwirklichen, was dem Wunsch unserer Seele entspricht.
Um Zugang zum inneren Selbst zu erhalten kann man täglich, mit geschlossenen Augen Kontakt aufnehmen, Fragen stellen und auf die Antworten lauschen.

1.5 Aparigraha – nicht Besitzen

Wer sich im Nicht-Besitzen übt, erkennt seinen Lebenszweck und bleibt sich selbst treu.

Nicht ständig etwas haben wollen und nicht mehr zu besitzen, als nötig und sinnvoll ist. Weniger ist mehr. Erfüllung im Sein, ist nicht im Haben zu finden. Das Gefühl des Glücklichseins, sollte nicht verloren gehen, wenn man etwas in Außen verliert – den Job, Geld, einen Partner, einen Freund … Was immer wir anders haben wollen, als es ist, beschwert unser Sein im Hier und Jetzt.

„Wenn du etwas hast, was du nicht weggeben kannst, dann besitzt du es nicht, es besitzt dich.“

Echte Befriedigung findet man im Sein, in der Liebe, im Vertrauen, in der Hingabe, in der Dankbarkeit, im Mitgefühl, im Verständnis, in der Freude.

Bewusster Einkaufen, Entrümpeln um sich von altem Ballast zu befreien. Innere Qualitäten (innerer Besitz) nutzen, um das Beste zu geben was man hat.

Übungspraxis:

  • Wie viel materielle Sicherheit brauche ich im Leben? Was meine ich besitzen zu müssen, damit ich mich sicher fühle?
  • Welche materiellen und imateriellen Dinge sind mir wichtig? Was meine ich zu brauchen um glücklich zu sein? Was macht mir tatsächlich Freude und bereichert mein Leben?
  • Was möchte ich in meinem Leben unter gar keinen Umständen verlieren? Wie groß ist die Angst vor einem möglichen Verlust? Inwieweit macht mich das unfrei?
  • Wie viel Geld muss ich im Monat verdienen um mir mein Leben leisten zu können? Was davon brauche ich wirklich? Worauf will ich nicht verzichten? Welche Dinge empfinde ich als Belastung? Was bereitet mir mehr Stress, Ärger oder Sorgen, als Freude?
  • Welchen Wert lege ich auf Statussymbole wie Einkommen, Vermögen, Beruf, Besitz und Ansehen?
  • Wie wichtig sind mir bestimmte Eigenschaften an mir selbst? Wie möchte ich wahrgenommen werden? Welchen Ruf möchte ich besitzen?
  • Wenn ich umziehen müsste, mit welchem Aufwand wäre das verbunden?

Wunschuntersuchung:

  • Warum möchte ich das? Was ist dann anders in meinem Leben?
  • Welche Gefühle erhoffe ich mir davon? Wie sehr mache ich mein Wohlbefinden von diesem Wunsch abhängig?
  • Woher kommt der Wunsch, das haben zu wollen?
  • Entspringt der Wunsch wirklich meinem Wesen, kommt es aus meinem Herzen? Oder wurden Wünsche geweckt, die ich eigentlich gar nicht habe?